"... Franziskus' Vermächtnis ist ein anderes", sagt Burkard Hose, aus Hammelburg stammender Hochschulpfarrer in Würzburg, am 23.04.2025 auf katholisch.de .
Hier ein Kommentar von Pastoralreferent Markus Waite
Unser Glaube kann unbequem sein
Wir leben in bewegten Zeiten! Politisch scheint die Welt in Unordnung zu sein - z.B. Ukraine/Rußland, Trump -, und in Deutschland beschäftigen uns die Folgen der Bundestagswahl und die Regierungsbildung. Oft stelle ich mir die Frage: Was hat das mit mir zu tun? Mit meinem Glauben? Mit der Kirche?
Zur Bundestags-Wahl haben die deutschen Kirchen eine Kampagne für Demokratie gestartet. Bemerkenswert, denn Demokratie gehört ja nicht gerade zur "DNA" der katholischen Kirche! Das Motto war: "Für alle. Mit Herz und Verstand". Die Kirchen haben dafür geworben, an der Wahl teilzunehmen und "demokratisch" zu wählen. In den Mittelpunkt stellten sie dabei die christlichen und gesellschaftlichen Werte
Menschenwürde
Nächstenliebe
Zusammenhalt
Mir ist dazu der biblische Psalm 8 eingefallen:
Herr, unser Herr, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!
Und was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott.
Du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit.
Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände.
Herr, unser Herr, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!
(Verse 2.5-7.10)
Im Vorfeld der Wahl wurde die Frage vom Verhältnis Politik - Glaube/Kirche plötzlich erstaunlich aktuell! Ende Januar stimmte der Bundestag zum Thema Migration ab. Dabei ergab sich eine Mehrheit von CDU/CSU und AfD. Kurz vorher hatten die Kirchen gewarnt: "Der Gesetzentwurf ist aus Sicht der Kirchen nicht geeignet, zur Lösung der anstehenden migrationspolitischen Fragen beizutragen." Und Vertreter*innen der beiden großen Kirchen warnten vor einer gemeinsamer Abstimmung mit der AfD: Mehrheiten in der Migrationspolitik nur dank der AfD? Sie appellierten in einem Brief eindringlich an die Unionsparteien: "Wir befürchten, dass die deutsche Demokratie massiven Schaden nimmt."
Als es sogar Demonstrationen gegen das Abstimmungsverhalten der Unions-Parteien gab - auch hier in Hammelburg -, verwahrte sich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder gegen eine "Einmischung" der Kirchen in die Politik: Er wünschte sich, dass sie sich "wieder mehr um klassische christliche Werte kümmern". Und aktuell wird ein Beitrag der neuen Bundestagspräsidentin Julia Klöckner diskutiert.
In der "Main-Post" vom 12.03.2025, S. 2, habe ich dazu einen bemerkenswerten Kommentar von Daniel Wirsching gelesen:
"Wer der Kirche vorhält", zu politisch "zu agieren", so schreibt er, "übersieht den Kern" der kirchlichen Argumente: "das christliche Weltbild! Dass Kirchen-Vertreter die ‘Gott-Ebenbildlichkeit alle Menschen‘, also die Achtung der Menschenwürde, anmahnen, ist das Wesen ihres Glaubens. Sie dürfen nie nachlassen, Menschenwürde einzufordern - weder beim Thema AfD noch beim Thema Migration. In diesem Sinne ‘politisch‘ ist das Christentum von Anfang an." Wer die Kirchen auffordere, sich bei politischen Themen zurückzuhalten, "hat übersehen, dass die Frohe Botschaft unbequem ist."
Jenseits aller Partei-Politik finde ich das einen guten Gedanken, eine lohnende Erinnerung: Unser Glaube kann "unbequem" sein, wenn wir ernstnehmen, was die Grundlage unseres Glaubens sagt: die "Frohe Botschaft" der Bibel; unbequem, wenn wir daraus folgern, was unser Glaube für die "Menschenwürde" heißt, für "Nächstenliebe" und "Zusammenhalt"!
Wie heißt es in Psalm 8,6: "Du hast den Menschen nur wenig geringer gemacht als Gott. Du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit!"
Markus Waite