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Unter dieser Überschrift gibt unser früherer Pfarrer (2010 - 2013) Christian Müssig in unregelmäßigen Abständen "Lebenszeichen" aus seinem jetzigen Wirkungsbereich, der Stadt Santa Cruz in Bolivien, diesmal über "Rauchzeichen aus Bolivien".

Rundbrief aus Bolivien

Santa Cruz, den 26.08.2019

Rauchzeichen aus Bolivien

Die letzten Tage war ich in La Paz für Gespräche im nationalen Caritasbüro und in der deutschen Botschaft. Die Tage in der Höhe sind ein Kontrastprogramm zu Santa Cruz, allein die Seilbahnfahrten vom Stadtzentrum in La Paz auf 4.000 Meter Höhe von El Alto. Als neuer Caritasdirektor von Santa Cruz habe ich einen ziemlich kaputten Laden übernommen, und im Moment weiß ich noch nicht so recht, ob ich mich nicht übernommen habe.

Nicht nur in Hammelburg wird gezündelt ... Seit einem Dekret unseres „geliebten“ Präsidenten Mitte Juli, die landwirtschaftliche Zone um 1.000.000 Hektar auszuweiten, brennt das Departamento Santa Cruz. Diese Fläche verbranntes Kulturland, aber auch Schutzzonen und Naturreservate haben wir am Sonntag erreicht und wohl schon überschritten. Die Feuer sind völlig außer Kontrolle geraten und wüten, auch wenn ein paar Hundert Feuerwehrleute und Soldaten mit Feuerpatschen dagegen angehen. Ein Lösch-Jumbo aus den (verhassten) USA soll Linderung bringen, aber wie bei einem Moorbrand in der Heide lodern die Feuer immer wieder neu auf. Nicht nur der Amazonas in Brasilien brennt, auch Bolivien hat durch eine verfehlte Landwirtschaftspolitik und die Ansiedlung von "Colones" aus dem Altiplano in den Primärwäldern traurigen Anteil an der massiven Umweltzerstörung wie nie zuvor in der Geschichte des Landes.

Über allem liegt derzeit eine Rauch- und Aschewolke, und obwohl einige Hundert Kilomerter entfernt, sind die Augen ständig gereizt. In diesen Stunden versuchen wir auf regionaler und nationaler Ebene die bescheidenen Hilfen zu koordinieren, die die Kirche mobilisieren kann. Die Leute wollen Kleider spenden und bringen Wasserflaschen: hilflose, aber beherzte Gesten angesichts von Flammenwänden in den betroffenen Gebieten. Die Brandstifter haben sich hinter Schreibtischen im fernen La Paz verschanzt. Bisher weigert sich die Zentralregierung, den nationalen Notstand auszurufen. Erst dann greifen internationale Mechanismen, wie die von "Caritas Internationalis". Aber wegen des Wahlkampfes will der Präsident keine ausländische Hilfe: nationalistischer Hochmut.

Ich wünsche friedvolle Tage mit vielen Grüßen an alle!
"Un abrazo fuerte!" (Eine große Umarmung!)

Christian Müssig, Pfarrer

Der Rundbrief im Wortlaut >

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